Freitag, 31. März 2017

Die Grundwerte einer Gesellschaft werden sich nicht verbessern lassen, solange nicht alle Lebewesen gleichermaßen Beachtung finden.



Menschenrechte und Tierrechte: Hand in Hand
von Gary L. Francione Blog

''Es gibt zu viele menschliche Probleme in der Welt, die wir zuerst lösen müssen, bevor wir über Tiere nachdenken.

''Lasst uns erst für den Weltfrieden arbeiten; danach können wir für Tierrechte arbeiten.''

Jeder, der sich für Tiere einsetzt, begegnet häufig diesen und ähnlichen Kommentaren. Ich werde oft gefragt, was ich auf solche Kommentare erwidere.

Zunächst einmal sagt niemand, dass jene, die für Menschenrechte kämpfen, damit aufhören und stattdessen für Tierrechte kämpfen sollten. Vielmehr geht es darum, dass wir, wenn wir Tiere als Mitglieder der moralischen Gemeinschaft ansehen, in unserem eigenen Leben aufhören sollten, Tiere zu essen, als Kleidungsstück zu tragen oder anderweitig zu konsumieren. Vegan zu leben erfordert nicht, dass Sie aufhören, für missbrauchte Kinder, misshandelte Frauen oder gegen den Krieg einzutreten.

Nachdem ich einen Vortrag in einem Gemeindezentrum gegeben hatte, kam eine Frau zu mir und sagte, sie arbeite ehrenamtlich in einem Zentrum für misshandelte Frauen und Vergewaltigungsopfer. Sie sagte, dass sie mit dem, was ich über Tiere zu sagen hatte, stark sympathisiere, dass sie aber von ihrer Arbeit für Frauen so völlig eingenommen sei, dass sie nicht wisse, wie sie die Zeit finden solle, sich für Tierrechte zu engagieren.

Ich fragte: ''Sie finden Zeit zu essen, nicht wahr?''

''Natürlich'', antwortete sie.

''Tragen Sie Kleidung und gebrauchen Sie Shampoo und andere Produkte?'''

''Ja, sicher. Aber was hat das damit zu tun?''

Es hat alles damit zu tun. Ich erklärte ihr, dass alles, was sie zu tun habe, wenn sie die Sache der Tiere wirklich ernst nähme, sei, damit aufzuhören, Tiere als Nahrung zu konsumieren, als Kleidung zu gebrauchen, Produkte zu verwenden, die sie enthalten oder an ihnen getestet wurden,oder jegliche Form der Unterhaltung, für die 'Tiere verwendet werden, zu unterstützen. Selbst wenn sie niemals etwas anderes in der Frage der Tiere täte, ihre Entscheidung, vegan zu leben, und das Beispiel, das sie für Freunde und Familie wäre, würden für sich genommen wichtige Formen des Aktivismus darstellen, die in keiner Weise ihrer Arbeit für Frauen entgegen stünden. Ein Anwalt der Abschaffung der Tierausbeutung zu werden ist etwas, das Sie bei Ihrer nächsten Mahlzeit tun können.

Zweitens ist es ein Fehler, das Thema Ausbeutung von Menschen und Tierausbeutung als sich gegenseitig ausschließend zu betrachten. Im Gegenteil sind alle Formen der Ausbeutung unlösbar miteinander verwoben. Alle Ausbeutung ist eine Manifestation von Gewalt. Solange wir irgendeine Art von Gewalt tolerieren, werden wir alle Arten von Gewalt haben.

Der russische Erzähler Leo Tolstoi bemerkte: ''Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben.''

Tolstoi hatte natürlich völlig Recht. Solange Menschen es als normal betrachten, Tiere für Nahrungszwecke zu schlachten, wofür es keine andere Rechtfertigung als den trivialen Genuss gibt, den wir aus dem Essen oder Gebrauchen von Tieren gewinnen, werden sie es als normal betrachten, Gewalt gegen Menschen einzusetzen, wenn sie meinen, dass etwas Wichtigeres als Gewaltlosigkeit auf dem Spiel steht.

Und dies gilt auch anders herum: Solange wir Rassismus, Sexismus, Heterosexismus und andere Formen der Diskriminierung tolerieren, wird es Speziesismus geben. Dies ist ein Grund, warum es so wichtig ist, dass Anwälte der Tiere sich niemals als ''Ein-Thema''-Aktivisten sehen sollten.

Speziesismus ist moralisch verwerflich, weil er, gleich Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung, Wesen auf der Basis eines irrelevanten Kriteriums aus dem Geltungsbereich moralischen Belangs ausschließt. Es macht keinen Unterschied, ob das irrelevante Kriterium die Rasse, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder die Spezies ist. Wir können nicht vernünftigerweise sagen, dass wir uns gegen Speziesismus wenden, aber andere Formen der Diskriminierung unterstützen oder keinen Standpunkt dazu vertreten. Wir lehnen Speziesismus ab, weil er Rassismus, Sexismus und anderen Formen der Diskriminierung gleicht. Unsere Ablehnung von Speziesismus schließt logisch eine Zurückweisung jener anderen Formen der Diskriminierung ein.

Noch einmal, dies bedeutet nicht, dass Anwälte der Tiere ihre Arbeit für Tiere einstellen und Anwälte für Menschenrechte werden müssen. Es heißt allerdings, dass sie anderen gegenüber stets deutlich machen sollten, dass sie gegen alle Formen der Diskriminierung sind, und sie sollten niemals Diskriminierung in ihrem eigenen Leben praktizieren.

Drittens: Viele altruistisch eingestellte Menschen wollen bewundernswerterweise die Welt ändern, sehen aber nicht, dass die wichtigste Änderung auf der Ebene des Einzelnen stattfindet. 

Wie Mahatma Gandhi sagte:

''Du musst der Wandel sein, den du in der Welt sehen willst. '' Wenn Sie eine gewaltlose Welt wollen, müssen Sie sich Gewaltlosigkeit in ihrem eigenen Leben zueigen machen. Veganismus ist ein bedeutendes Element eines gewaltlosen Lebens, da es keinen Zweifel geben kann, dass alle Nahrungsmittel tierlicher Herkunft und alle Tierprodukte das Ergebnis von Gewalt sind.

Ein weiteres Juwel von Tolstoi: 

''Jeder denkt daran, die Welt zu verändern, aber niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.''

Gary L. Francione
© 2009 Gary L. Francione

Mittwoch, 8. März 2017

"Es hängt alles zusammen, von dem Vogel, dessen Nest man zertritt, bis zu den Nestern der Menschen, die der Krieg dezimiert."

Louise Michel (29.5.1830 - 9.1.1905)


Dass die Ausbeutung von Tieren und die Unterdrückung von
Frauen in Verbindung stehen, ist für Louise Michel vollkommen
klar

«Die Engländer züchten Tierrassen für das Schlachthaus; die zivilisierten Menschen bereiten den jungen Mädchen das Schicksal vor, betrogen zu werden, um es ihnen dann als Verbrechen anzurechnen und dem Verführer fast als Ehre. Welch ein Skandal, wenn sich Eigensinnige in der Herde befinden!
Wo kämen wir denn da hin, wenn sich die Lämmer nicht mehr schlachten lassen wollten? Es ist wahrscheinlich, daß man sie trotzdem schlachten würde, ob sie den Hals hinhalten oder
nicht. Was soll’s! Es ist doch besser, ihn nicht hinzuhalten. Manchmal verwandeln sich die Lämmer in Löwinnen, in Tigerinnen oder Kraken. Recht so! Man hätte die Kaste der Frauen nicht von der Menschheit trennen sollen. Gibt es nicht Märkte, wo die schönen Töchter des Volkes auf der Straße ausgestellt und verkauft werden, und werden nicht die Töchter der Reichen für ihre Mitgift verkauft?» 


Weiterhin schreibt sie: «Die Seidenraupen und die Mädchen aus dem Volke sind zum Spinnen
geboren. Die Raupe wird gebrüht, und das Mädchen stirbt oder krümmt sich wie gebogenes grünes Holz», sowie: «Wenn die gefangene Maus, statt ihren kleinen kläglichen Schrei zwischen
Himmel und Erde auszustoßen, die gleichermaßen taub sind, versuchte, der Eule, die sie auffrißt, an der Kehle zu nagen, würden zwar die ersten sterben; aber schließlich würde die Angst das gierige Tier packen, und da alle Lebewesen leben wollen, würde es sich schließlich lieber von Körnern ernähren als zu verrecken. So muß auch das menschliche Vieh vorgehen; die Frau kann ihre Zeit nicht damit verlieren, illusorische Rechte zu fordern (die Leute, die sie ihr versprechen, genießen sie selber nicht), sie muß ihren Platz in den Reihen der Kämpfenden einnehmen und sich gleichzeitig von der Prostitution befreien, von der sich niemand als sie selber befreien wird.»


Ihren eigenen Platz in den Reihen der Kämpfenden nimmt sie ein. Am 10. April heißt es im Kalender der Kommune: «Die Frauen von Paris organisieren sich unter Louise Michel und Elisabeth Dimitroff.» In der «blutigen Maiwoche» wird in Barrikadenkämpfen versucht, die Stadt zu halten, was nicht gelingen wird – in den Kämpfen und den folgenden Massenexekutionen
tötet die Reaktion etwa 30.000 Menschen. Es sind Frauen, welche die Barrikade der Place Blanche bis zuletzt halten, sie kämpfen in der Uniform der Nationalgardisten. Michel gehört dem
61. Bataillon vom Montmartre an.  


«Man sagt, daß ich bei der Barrikade Perronet in Neuilly mit allzu großer Selbstverständlichkeit einer in Gefahr geratenen Katze zu Hilfe geeilt bin. Nun ja, aber deswegen habe ich doch nicht meine Pflicht versäumt»,

verteidigt sie sich in ihren Memoiren gegen einen Vorwurf, den manche Augenzeugen gegen sie erhoben haben. «Das arme Tier kauerte in einem Winkel unter platzenden Schrapnells und
schrie wie ein menschliches Wesen. Mein Gott, ja! Ich habe die Katze geholt, aber das hat keine Minute gedauert; ich habe sie einen Schritt weiter abgesetzt, wo sie einigermaßen in Sicher-
heit war. Sie wurde sogar von jemandem aufgenommen.» 


An anderer Stelle schreibt sie: «Man hat mir oft vorgeworfen, daß ich mehr Sorge für die Tiere als für die Menschen empfinde:

warum sollte man die Bestien bedauern, wenn die vernünftigen Wesen so unglücklich sind? Aber es hängt alles zusammen, von dem Vogel, dessen Nest man zertritt, bis zu den Nestern der Menschen, die der Krieg dezimiert. Das Tier krepiert vor Hunger in seinem Loch, der Mensch stirbt daran in fernen Gegenden.


Und das Herz des Tieres ist wie das Menschenherz, sein Gehirn ist wie das des Menschen, nämlich fähig, zu fühlen und zu begreifen. Man mag noch so sehr darauf treten, die Wärme und der Funke darin erwachen immer wieder. Bis zur Blutrinne des Laboratoriums vermag das Tier Liebkosungen oder Grausamkeiten zu empfinden.»


Aus: Matthias Rude: Antispeziesismus. Stuttgart 2013.

Samstag, 5. November 2016

Verein gegen Tierfabriken (VGT) in der Wiener Innenstadt

Zu einem ungewöhnlichen Protest rief am Samstag der Verein gegen Tierfabriken (VGT) in der Wiener Innenstadt auf. Hunderte Menschen hielten eine Stunde lang die tierischen Opfer – darunter Katzen und Vögel –  in den Händen. 



 http://www.vienna.at/vgt-mahnwache-mit-toten-tieren-am-wiener-schwarzenbergplatz/4997969

“Tiere haben einen genauso großen Wunsch nach Leben, wie Menschen, sie haben Gefühle und sind individuelle Persönlichkeiten. Doch nach dem Gesetz werden sie in Österreich als Sachen behandelt, genutzt und, wenn nicht mehr profitabel, einfach weggeschmissen und entsorgt,” so die Kritik des VGT, der sich insbesondere auf Masttiere wie Legehühner, Puten, Schweine oder Fische, aber auch die Tiere in Tierversuchslabors bezieht.

VGT-Obmann Martin Balluch: “Immer mehr Menschen erkennen, dass wir uns in der Mensch-Tier Beziehung in einer Sackgasse befinden. Immer mehr Menschen machen da nicht mehr mit, Vegetarismus und Veganismus boomen, in den Schulen sind die Kinder tierschutzfreundlicher denn je. Irgendwann muss auch die Politik zuzuhören anfangen. Wir brauchen eine grundlegende Änderung im Verhältnis zu Tieren. Sie sind keine Sachen und dürfen keinesfalls wie Sachen behandelt werden. Die heutige Mahnwache war ein beeindruckender Weckruf. Ich hoffe, die Politik wacht auch endlich auf.”